Code
of Practise
Es
ist für Nicht-Australier überraschend, dass Nacht
für Nacht rund 20.000 Kängurus dem Gewehr der 'Kangaroo
Shooters' zum Opfer fallen.
Vom
Schweinwerfer der Geländewagen geblendet, bieten die Herden
eine leichte Beute. Auch weibliche Tiere mit Nachwuchs werden
nicht verschont.
Der
'Code of Practice for the Humane Shooting of Kangaroos' der
australischen Landwirtschaftsminister schreibt das Erschlagen
des noch im Beutel befindlichen Nachwuchses vor.
Känguru-Weibchen
haben meist noch ein älteres Jungtier, das - verwaist -
zugrunde geht. Genau wie etwa 15 % der Tiere, die schwer verletzt
den Jägern entrinnen, kommen ungefähr eine Million "Joeys"
jährlich auf diese Weise um.
Der
Genpool wird durch die Elimination des männlichen Alphatieres
und seinen unmittelbaren Konkurrenten sowie älteren Weibchen
stark beeinträchtigt.
Beuteltiere als Feindbild
Manche
Farmer greifen auch ohne Genehmigung zum Gewehr. Es werden jährlich
ca. eine Million illegal erlegte Tiere als kostenloses Futter
für Wach- und Hütehunde missbraucht.
Schon
Kindern werde beigebracht, dass Kängurus Ungeziefer sind,
die auf Kosten der Farmer leben. Sie werden abgeschlachtet,
absichtlich überfahren, gekreuzigt, ausgehungert und vergiftet.
Unbegründeter Futterneid
Wissenschaftliche
Untersuchungen bescheinigen den Tieren einen weitaus geringeren
Negativ-Einfluss als allgemein geglaubt. Eine Studie der Universität
von Neusüdwales zeigt, dass 95 % der Weizenfelder von Kängurus
nie besucht werden.
Selbst
in Dürrezeiten stellen Kängurus keine Nahrungskonkurrenz
zu Schafen dar. Im Gegensatz zu den Sträucher bevorzugenden
Schafen fressen Kängurus vornehmlich einheimische Gräser,
dessen Saat sie in ihren Exkrementen wieder dem Boden zuführen.
Für die von den eingeführten Paarhufern ausgelöste
Bodenerosion sind Kängurus aufgrund ihrer weichen Läufe
nicht verantwortlich.
Das Fleisch
Ein
etwa zehnjähriges Rotkänguru von 60 kg liefert nur
6 kg essbares Muskelfleisch - der Rest kann nur für Tierfutter,
Knochenmehl und Seifengrundstoff verwendet werden.
Der
Löwenanteil des Kängurufleisches ist für den
Export bestimmt. Deutschland gehörte mit einer Einfuhr
von über 400.000 kg 1998 noch zu den größten
Absatzmärkten.
Dieser
Trend ist jedoch rückläufig; 2001 wurden von der Bundesrepublik
nur noch 125.000 kg eingeführt. Beliebt ist Kängurufleisch
auch in den Balkanstaaten sowie in Frankreich, Holland und Belgien.
Ein
dreijähriger Protest der britischen Vegetarierorganisation
Viva! führte dazu, dass die großen britischen Supermarktketten
das Fleisch 1998 aus dem Programm nahmen.
K leather / RKT
Eine
gestiegene Nachfrage besteht an Känguruleder. Die Faseranordnung
in der Känguruhaut ähnelt eher der von Reptilien und Vögeln
als der von Rindern und ist deutlich reißfester.
Verwendung
findet das Material neben Golf- und Baseballhandschuhen hauptsächlich
in Fußballschuhen, häufig bezeichnet als "K
leather" oder "RKT" (rubberised kangaroo technology).
Tourismus:
Kängurus sind lebendig mehr wert als tot!
Ökonomisch
bedeutsamer als der Fleisch- und Lederexport ist die Tourismusbranche
Australiens - und Besucher wünschen sich den Anblick von
lebendigen Kängurus in freier Wildbahn.
Das
Modell der Wildbeobachtung in den südafrikanischen Nationalparks
wäre durchaus auf Australien übertragbar. In den 20er Jahren
wurden Koalas gejagt - bis der amerikanische Präsident
Hoover den Import der Felle stoppte. Bis 1978 war Australien
eine der größten Walfangnationen, was fast zum Verschwinden
des Buckelwals an der Ostküste geführt hätte.
Heute macht die Tourismusbranche mit Whale Watching größere
Umsätze als mit der Fleischproduktion je erzielt werden konnten.
Es bleibt zu hoffen, dass man in Australien bald realisiert,
dass Kängurus lebendig mehr wert sind als tot.
Stefanie
Hilscher |