Im
Gegensatz zu den meisten anderen Vögeln leben Hühner
fast nur am Boden
Das Haushuhn wurde in Ostasien aus dem Bankivahuhn gezüchtet,
das dort frei in Wäldern lebt. Die Rassen des Haushuhns
unterscheiden sich stark in Größe, Gestalt
und Gefieder.
Fortbewegung
Das
Huhn ist ein schlechter Flieger, aber ein guter Läufer.
Um die Geschwindigkeit zu steigern, schlägt es
während des Rennens hastig mit den kurzen, breiten
Flügeln. Nur Tiere in allerhöchster Not oder
besonders wunderfitzige Hennen fliegen laut und gackernd
in geringer Höhe (etwa 2 m) bis zu 20 m weit. Zum
Schlafen allerdings hüpfen und flattern sie gerne
auf ihre erhöhte Sitzstange.
Klammerstellung
Dort
umklammern sie mit ihren großen Zehen an den starken
Beinen die Stange und können auch während
des Schlafs diese stabile Position einnehmen. Den Klammermechanismus
besitzen alle Vögel, die sich zum Ruhen und Schlafen
auf Zweigen niederlassen. Das
liegt daran, dass die Sehne eines Beinmuskels über
das Knie- und Fersengelenk und die andere Sehne nur
über das Fersengelenk zu den Zehen verläuft.
Geht
das Tier nun in die Hocke, werden beide Sehnen durch
das Beugen der Gelenke angespannt und die Zehen ziehen
sich automatisch in die Umklammerungsstellung. Dadurch
werden keine Muskeln angespannt, so dass die Vögel
nicht ermüden.
Aussehen
Der
Kopf des Huhns ist mit einem kräftigen, keilförmigen
Schnabel ausgestattet und durch einige nackte Hautlappen
geschmückt. Auf dem Scheitel erhebt sich (klein
bei Hennen, größer bei den stolzen Hähnen)
ein roter Kamm. Am Unterschnabel hängen an jeder
Seite rote Kehllappen herab. An den Wangen zeigen sich
rote und weiße Hautstellen.
Hähne
haben von allem ein bisschen mehr als Hennen. Sie sind
größer und stärker, haben größere
Lappen und ein prächtigeres Gefieder, vor allem
die sichelförmig herabhängenden Schwanzfedern
sind auffallender als die der Hennen.
Über
der Hinterzehe trägt Herr Hahn einen Sporn, den
er ähnlich wie seinen Schnabel als Waffe einsetzen
kann.
Sinnesorgane
Den
scharfsichtigen Hühneraugen entgeht nicht das kleinste
Körnchen. Aufgenommene Körner werden, ähnlich
wie bei Tauben, im Kropf und Drüsenmagen aufgeweicht
und im Muskelmagen zwischen Steinchen zermahlen. Die
Nasenlöcher können nicht wie bei der Taube
durch Klappen geschlossen werden, deshalb können
Hühner ihr Trinkwasser nicht einsaugen. Wasser
wird also mit dem Unterschnabel geschöpft und durch
Heben des Köpfchens fließt es den Schlund
herunter.
Verständigung
Die
gesellig lebenden Vögel können sich durchaus
verständigen, es gibt an die 20 verschiedene Verständigungslaute
bei Hühnern. Sogar Küken können sich
schon durch 7 verschiedene Pieplaute ausdrücken
und ihrer Mutter z.B. Hunger, Wohlbehagen, Schmerz und
Furcht anzeigen. Diese Laute sind den Tieren angeboren.
Hühnerhaltung
Hühner
müssen sich im Freien bewegen können. Es ist
grausam, Hühner ausschließlich im Stall zu
halten. Sonnenschein ist nicht nur für Menschen,
sondern auch für Geflügel die wichtigste Quelle
zur Gewinnung von Vitamin D.
Hühner
sind dafür geschaffen, für ihren Lebensunterhalt
auf der Erde zu scharren, und wer ihnen das verweigert,
ist ein Tierquäler. Wasser meiden sie, lieben aber
schlammige Ecken, um darin nach Insekten zu suchen und
Fußbäder zu machen.
Sie baden gerne im Staub oder Sand. Für ihr Wohlbefinden
benötigen Hühner solche Bäder, in denen
sie sich wälzen und ihre Federn aufschütteln
können, um Milben loszuwerden. Besonders bei sonnigem
Wetter können sie stundenlang im Sand planschen.
Zusammenleben
Hennen
sollten zusammen mit einem Hahn gehalten werden. Zwar
legen Hühner auch ohne Hahn Eier, allerdings hält
der Hahn sein "Harem" draußen zusammen
und beschützt sie. Außerdem
ist es für den "sozialen Frieden" notwendig.
Andernfalls versuchen immer mal wieder Hennen, die Hahnenrolle
zu übernehmen.
Rangordnung
Die
Rangordnung ist leicht an der Hackordnung zu erkennen.
Sie ist zum Teil durch das Alter, durch bereits geführte
Kämpfe oder aber auch durch Ansehen durch Gluckerei,
besondere Fähigkeiten oder Bewunderung des Hahns
für fleißiges Eierlegen festgelegt. Ähnliche
Ordnungen sind übrigens auch bei Knochenfischen,
Reptilien, anderen Vögeln und auch Säugetieren
in mannigfaltiger Form vorhanden.
Das
Verhalten der Ranghöheren gegenüber Rangniederen
wird als Dominanz bezeichnet und umgekehrt als Subordination.
Manche sprechen von "Plus-Minus-Verhalten".
Das oberste Tier kann als "Despot" oder "Tyrann"
bezeichnet werden. Nicht bei allen Tieren bzw. Tiergruppen
wird die Rangordnung nur durch Hacken oder Picken, also
täglichen Angriffen, bestimmt. Oft entscheidet
schon das erste Auftreten, also Aussehen und Imponiergebahren
- auch bei Tieren gilt offensichtlich: "You never
get a second chance to make the first impression".
Der
ranghöchsten Henne müssen alle anderen weichen:
am Futterplatz, an der Tränke und natürlich
am Schlafplatz. Ihr gebührt die nächste Nähe
zum Hahn (der aber meist noch seine persönliche
Lieblingshenne zu seiner anderen Seite einlädt).
Die
Hackordnung kann ganz schön rau sein, manchmal
muss der Hahn eingreifen und schlichten. Am Anfang steht
das Oberhuhn, es hackt alle anderen, alle in der Mitte
hacken nach unten, aber respektieren höhergestellte.
Am Ende steht ein Huhn, das Aschenputtel oder der Prügelknabe,
das vor allen zurückweichen muss. Der Hahn allerdings
hackt niemals eine Henne (habe ich jedenfalls noch nicht
gesehen; abgesehen von halbwüchsigen, die sich
ihre Stellung erst erpicken müssen) und ist insgesamt
äußerst höflich, bietet seinen Frauen
die besten Häppchen an, bevor er selbst frisst.
Was fremde Hühner betrifft, so ist er kein ausgesprochener
Gentleman. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie unser
Hahn Romulus die Nachbarshühner vor den Augen des
Nachbarhahns geradezu zur Prostitution gedrängt
hat. Diese
hatten zwar viel Platz zum Picken, Scharren und Suchen,
allerdings bekamen sie wenig zugefüttert. Romulus
lud sie zum Essen ein, lockte sie durch Zeigen der Körner
(der fremde Hahn hat sich nicht getraut, das Revier
zu betreten) und "trat" sie, bevor sie fressen
durften. Danach wurden sie wieder rübergejagt.
Sozialverhalten und Massentierhaltung
nicht vereinbar
Abgesehen
von allen anderen Übeln bringt die Massentierhaltung
ein extremes soziales Problem für die Hühner
mit sich: Das komplexe Sozialverhalten der Hühnervögel
basiert auf persönlicher Kenntnis der Partner und
persönlichen Bindungen.
Für
sie ergibt sich als notwendige Konsequenz eine geringe
Größe von etwa 40 Tieren; Bankivas und verwilderte
Haushühner sollen 80 und mehr verschiedene Artgenossen
unterscheiden können.
Hühner,
die einem Verband fest angegliedert sind, können
zwar in andere Gruppen überführt werden, müssen
sich dann aber jeweils in dieser Ordnung neu definieren
und beweisen.
In einem Verhaltens-Experiment von 1948 beschreibt Douglis,
dass ein Huhn anerkanntes Mitglied in fünf Verbänden
sein kann. Auch bei uns ist die Zahl der Menschen, die
wir persönlich kennen, begrenzt und wird die Zahl
von 200-300 selten übersteigen.
Wird diese Zahl überschritten, greifen wir automatisch
nach "Schubladen" und ordnen Menschen nach
Signalmerkmalen (Kleidung, Sprache, Parolen, Begrüßung
etc.) ein. Der individuale Verband wird also zu einem
anonymen mit allen Konsequenzen.
Wir
Menschen kommen damit klar, aber für Hühner
ist das ein Desaster und bedeutet ununterbrochene
Kämpfe und Selbstbehauptung.
Glucken
Wenn
im Frühjahr Hennen aufhören, Eier zu legen
und auf ihrem Nest hocken bleiben, wollen sie brüten.
Man sollte Hennen nie vom Brüten abhalten (schon
gar nicht durch die fiese Art, sie stunden- oder gar
tagelang in einen dunklen aufgehängten Sack zu
stecken! Höchstens Austauschen der Eier durch z.B.
Keramik-Eier ist drin...).
Während
der harten Brütezeit muss die Glucke genügend
frisches Futter und Wasser angeboten bekommen, auch
wenn sie in der Regel wenig anrührt und ihr Gelege
nur für wenige Minuten täglich verlässt.
Man
sollte ihr ein komfortables Nest aus weichem Heu zur
Verfügung stellen. Es ist ratsam, sie dann von
der Gruppe zu isolieren, andernfalls kommt es vor, dass
die anderen Hühner auch noch Tage nach dem ersten
Brüttag ihr Ei unterschmuggeln, was die Glucke
zwar nicht ablehnt, was dann aber später erhebliche
Probleme bereitet...
Bleibt
die Glucke länger als eine halbe Stunde von ihrem
Gelege fern, erkalten die Eier. Macht ihr eine andere
Henne das Gelege streitig und will nun ihrerseits Glucke
sein und sich ins "gemachte Nest" setzen,
gibt es größte Probleme, da die innere Glucken-Uhr
auf 21 Tage Brützeit gestellt ist. Möglicherweise
schlüpfen dann aus den bereits angebrüteten
Eiern die Küken, bevor Glucke II ihre Gluckperiode
beendet hat. Auch für Glucke I wird es problematisch.
Sie
will weiterbrüten und hält die verlängerte
Zeit kaum durch, ganz abgesehen davon, dass die Eier
beim 2. Versuch natürlich nicht alle an einem Tag
gelegt werden (wenn man eine kleine "Hobby"-Hühnerbande
hat), so dass die Schlupfzeiten zu weit auseinander
liegen.
Die
Glucke bebrütet die Eier fast ununterbrochen, indem
sie sie mit ihrem Körper auf 38-40° C erwärmt.
Täglich wendet sie die Eier mehrfach um, damit
jedes genügend Wärme (aber nicht zuviel) und
Luft erhält. Das ist Höchstleistung. Manche
Glucken sind gegen Ende der Zeit vollkommen erschöpft
und ausgemergelt.
Das
Ei muss im Eileiter befruchtet werden, bevor es mit
der harten Schale umgeben wird. Der Aufbau eines Eis
ist bei allen Vögeln gleich. Eier bestehen aus
einer großen, gelben Dotterkugel, dem wasserklaren,
zähflüssigen Eiweiß und einer festen,
aber luftdurchlässigen Kalkschale.
Die
Dotterkugel wird von der zarten Dotterhaut umschlossen
und durch zwei Eiweißstränge, den Hagelschnüren,
in der Mitte des Eies im Eiweiß schwebend gehalten.
Dies wiederum wird von einer derben, zweischichtigen
Schalenhaut umgeben, die der Kalkschale dicht anliegt.
Am stumpfen Ende des Eies weichen die beiden Hautschichten
auseinander und bilden eine Luftkammer.
Unter
der Dotterhaut befindet sich die so genannte Keimscheibe,
aus der sich im befruchteten und bebrüteten Ei
der junge Vogel bildet. Dotter und Eiweiß enthalten
die Baustoffe, aus denen der kleine Vogelkörper
im Laufe der Brutzeit entsteht. Zu seiner Atmung dient
der Luftvorrat der Luftkammer. Durch die poröse
Ei-Schale hindurch wird dieser Vorrat ständig erneuert;
die verbrauchte Luft weicht nach außen.
Am
2. Tag wächst es um 570%. Danach geht es gemächlicher
voran
Ab
dem 9. Tag pendelt die Zunahme bei etwa 30-50%
Ab
dem 17. Tag entwickelt sich das Embryo um die 16%
Am
21. Tag schlüpft das Küken mit einem Gewicht
von ca. 35g
Kükenentwicklung
Das
Embryo des Hühnerkükens macht eine dramatische
Entwicklung durch. Beginnend mit einem Gewicht von 0,0002g
wird es mit einer Zunahme um 1400% bereits am 2. Tag
0,003g schwer.
Gewicht
in Gramm
Zuwachs
in %
Ich
persönlich empfinde es als Wunder, dass aus einem
50g schweren Ei, Wärme und Luft nach 21 Tagen ein
neues 35g schweres Lebewesen erwächst.
Rekordhalter
in Sachen Zeit ist übrigens der Kuckuck, der
bereits nach 12 Tagen schlüpft (dafür aber
eine Nestlingszeit von 22 Tagen durchstehen muss)
und auf der anderen Seite der Königsalbatros,
der erst nach 80 Tagen schlüpft und auch noch
eine Nestlingszeit von 243 Tagen vor sich hat!
Am
21. Bruttag ritzt das fertige Hühner-Küken
mit dem eigens dafür vorgesehenen "Ei-Zahn",
einem harten Höcker des Oberschnabels, die Schale
auf und schlüpft heraus. Erst sehen die Küken
furchtbar aus: feucht und klebrig und schwach.
Aber
schon nach wenigen Stunden sind die kuschelweichen Flaumfedern
sichtbar und als Nestflüchter können sie bereits
laufen und selbst fressen. Die ersten 16 Stunden sind
die sehr wichtige Prägephase aus Sicht der Küken.
Bevor
die Glucke ihre Küken kennt, kann man ohne weiteres
ähnlich aussehende Küken hinzuschmuggeln.
Nach etwa 3-5 Tagen kennt die Glucke ihre Küken
persönlich (die Kommunikation beginnt übrigens
schon vor dem Schlupf mit "piependen Eiern").
Linktipp:
Küken beim Schlüpfen auf der Seite von onlinekunst.de
Mutter-Kind-Verhalten
Fremde
Küken werden abgewehrt, gehackt und gegebenenfalls
getötet. Hier spielt das mystische Gefühl
von Blutsverwandtschaft keine Rolle, denn die Glucke
ist ja nicht leibliche Mutter, sondern brütet fremde
Eier aus und schnappt sich jedes Ei, was sie auch nach
Anfang des Brütens noch bekommen kann, auch artfremde
Eier.
In
der Regel sind es ein Dutzend Eier, die ein Huhn bebrüten
kann. Ich habe aber schon erlebt, wie sogar kleine Hennen
ein Gelege von 20 meistern konnten. Glucken
sind wunderbare Mütter. Sie führen ihre Küken
herum und bringen ihnen alles Notwendige bei. Auch während
der ersten "Kindergartentage" ist es sinnvoll,
der Glucke ein separates Arreal zu bieten.
Sie ist superaufmerksam, was extremen Stress für
sie selbst bedeutet und außerdem ist sie recht
aggressiv den anderen Hühnern gegenüber. Während
dieser Zeit ist sie stolzer als der stolzeste Hahn.
Das
große Buch vom "Leben auf dem Lande",
John Seymour
Biologie
in Zahlen, Rainer Flindt
Schmeil
Tierkunde, Band 1
Das
soziale Leben der Tiere, Adolf Remane
Sachkunde-Nachweis
Nach
der Diskussion um die Legehennenhaltung haben zunehmend
Hobbyhalter, Anfänger und jede Menge aktive Tierschützer
mit der Hühnerhaltung begonnen. Sei es mit befreiten
Tieren, mit gekauften, geschenkten etc. Leider ist es
- wie bekannt - aber nicht damit getan, ein Huhn zu
besitzen und die Sachkunde vieler "Neulinge"
lässt schwer zu wünschen übrig. In der
Folge werden die mit viel Liebe und Mühe meist
in bildschönen teuren Ställen gehaltenen Tiere
dann fehlernährt (häufige Todesursache FLS
durch einseitiges Körnerfutter), erfrieren oder
fallen nach 2 Jahren verwurmt und von Parasiten zerfressen
von der Stange - zahlreiche Tiere bekommen auch nicht
die gesetzlich vorgeschriebenen Impfungen.
Der
Hühnerführerschein
Woher
stammen Hühner überhaupt - und woher bekommt
man welche?
Warum
gakeln Haushühner, Wildhühner aber nicht?
Welche
Hühnerrassen gibt es und welche Rassen sind für
kleine Freilandhaltungen geeignet?
Wie sollen Stall und Auslauf angelegt werden und welche
Vorschriften sind dabei einzuhalten?
Was bedeutet "dem Bedarf entsprechende"
Fütterung (Tierschutzgesetz) und wie lässt
sie sich realisieren?
Welche Impfungen sind in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben,
welche sind empfehlenswert?
Warum muss jeder Hühnerhalter ein Bestandsbuch
führen?
Diese
und andere Fragen zum Thema Huhn sollen an einem Wochenende
so detailliert wie möglich beantwortet werden,
wobei der Schwerpunkt nicht auf der professionellen
sondern der kleinen privaten Hühnerhaltung liegt.
Der
Kurs erfüllt die Kriterien eines Fachgespräches
nach Absatz 1 Zu § 2 Nr. 3 (Erforderliche Kenntnisse
und Fähigkeiten des Tierhalters) der allgemeinen
Verwaltungsvorschrift zur Durchführung des Tierschutzgesetzes
(BAnz. Nr. 36a vom Februar 2000). Weitere
Informationen über den "Hühnerführerschein"
hier
Zoologische
Systematik. Informationen im Rahmen der Entwicklungsländerstudie
- Tierische Produktion, Hühner und Perlhühner
bei
Alois und Margarete Payer